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Spaniens Gegenwart, Deutschlands Zukunft? – Regenerative Landwirtschaft auf trockenen Böden.

Ein Artikel von Elisa Carlowitz


Der Familienbetrieb La Junquera liegt im Süden Spaniens, in der Region Murcía, eine der trockensten Regionen der Iberischen Halbinsel – unweit der einzigen Trockenwüste Europas. Die voranschreitende Desertifikation ist eine der größten Bedrohungen für die dortige Landwirtschaft. Das Land degradiert – auch im sozialen Sinne.


Betriebsinhaber Alfonso Chico de Guzman (33) wirkt diesem scheinbar unaufhaltsamen Prozess aktiv entgegen. Er bewirtschaftet den ca. 1100 Hektar großen Betrieb, welcher sich seit 200 Jahren im Familienbesitz befindet, seit 2015 nach den Grundsätzen der regenerativen Landwirtschaft.


Was ist regenerative Landwirtschaft?

Eine konsensfähige Definition gibt es bis jetzt noch nicht. Aber bspw. beschreibt das gemeinnützige Institut für regenerative Landwirtschaft „Regeneration International“ es als ein Bündel von Bewirtschaftungsmethoden, „die unter anderem den Klimawandel umkehren, indem sie die organische Substanz des Bodens wiederherstellen und die geschwächte biologische Vielfalt des Bodens wieder aufbauen – was sowohl zu einer Kohlenstoffsenke als auch zu einer Verbesserung des Wasserkreislaufs führt.“ [übersetzt aus dem Englischen] „Die Grundidee aber ist, nicht nur nachhaltig, sondern darüber hinaus humusmehrend zu wirtschaften. Dabei werden Praktiken angewendet, welche an die jeweiligen örtlichen Bedingungen angepasst sind und die Menschen mitnimmt“, erklärt uns Yanniek Schoonhoven (30), Alfonsos Frau. „Denn bevor man den Samen auf die Felder bringen könne, müsse man ihn zuerst in den Köpfen säen.“


Für La Junquera bedeutet dies konkret: auch mit jährlichen Niederschlägen von etwa 300 mm, die innerhalb weniger Tage fallen und einem pH Wert von 8 nachhaltig zu wirtschaften und der erhöhten Gefahr von Erosion auf den Feldern entgegenzuwirken.


Die durchschnittliche Bodenerosionsrate in dieser Gegend beträgt 10-20 Tonnen pro Hektar und Jahr. Für La Junquera bedeutete dies eine jährliche Erosion von ca. 9.000 t fruchtbarer Erde auf den 450 ha Getreidefeldern. Eine für deutsche Verhältnisse unvorstellbare Menge. Um dieser Katastrophe entgegenzuwirken, wird der Boden entlang der Höhenlinien bearbeitet und bepflanzt. Parallel dazu wurden 2019 die ersten Swales angelegt. Gemeint sind damit konturfolgende Gräben im Boden, in denen sich das Wasser sammelt und gleichmäßig infiltriert wird. Dabei geht erstmal landwirtschaftlich nutzbare Fläche verloren. Dafür erhöht sich aber langfristig die organische Biomasse auf dem Feld. In La Junquera gibt es heute mehr als 10 km dieser Swales – besonders großzügig angelegt, damit sie gleichzeitig als ökologische Korridore fungieren. Dafür werden sie teilweise mit einheimischen gut an die Trockenheit angepassten Arten, wie Steineichen, Aleppo-Kiefer, Esparto und Stech-Wacholder bepflanzt.


Weiterhin werden u.a. jährlich 10% der Feldfrüchte als Nahrungsquelle für die Bodenorganismen, aber auch Wildtiere stehengelassen. Vor der nächsten Aussaat im Oktober werden die Überreste mit der Scheibenegge flach eingearbeitet und als Mulchschicht für die Folgefrucht gelassen. Dadurch wird die Humusbilanz deutlich gesteigert und der Boden kann bei Starkregen besser gehalten werden.


Vermittlung von Wissen

Das Ecosystem Restauration Camp „Camp Altiplano”, welches neben der 2018 gegründeten Regeneration Acadamy das soziale Kapital der Gemeinschaft bildet, bietet jährlich Interessierten Kurse und weitere Bildungsangebote in La Junquera an. Viele Projekte werden in Kooperation mit Universitäten, Instituten und Organisationen, die sich mit regenerativer Landwirtschaft und der Wiederherstellung von Ökosystemen beschäftigen, verwirklicht. So entstand u.a. die 2019 ins Leben gerufene Versuchsstudie „Vermicompost“. Der Wurmkompost entsteht durch den Zersetzungsprozess der Roten Wiggler und soll in ein paar Jahren den ganzen Betrieb mit wertvollen Mineralstoffen versorgen. Auch die 25 Murciana-Levantina-Rinder, eine alte spanische Rasse, von denen weltweit noch 35 Individuen existieren, gehören zu ebensolchen Projekten. Der Betrieb arbeitet zusammen mit der Universität Murcía an einem Projekt zur Archivierung von Sperma und Eizellen, um das Aussterben der Murciana-Levantinas zu verhindern.


Für seine besonders innovativen landwirtschaftlichen Praktiken wurde Alfonso 2021 mit dem FAMIGRO-Award ausgezeichnet. Seit 2013 wird hiermit jedes Jahr das beste europäische Projekt für ländliches Unternehmertum gewürdigt.




Anlegen der Swales und Wassersenken:




Vergleich regenerative Mandeln mit Untersaaten aus Wicke, Senf, aromatische Pflanzen vs. Konventionelle Mandeln:



Familienbetrieb La Junquera :





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