Die gewöhnliche oder gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) kennen die meisten wohl vielmehr in Form des Nachtkerzenöl. Die Nachtkerze oder auch Gemeine Nachtstern, Nachtblume oder Abendblume hat aber sehr viel mehr zu bieten. So sind alle Teile von ihr essbar- von der Wurzel, bis hin zu Blättern, Blüten und Samen aus denen letztlich das bekannte Nachtkerzenöl gewonnen wird.
Sie blüht nur bei Nacht
Der Name ist Programm. So entfalten sich nach Sonnenuntergang die leuchtend gelben Blütenblätter der Nachtkerze und locken mit ihrem Duft Insekten und Fledermäuse an. Zusammen mit ca. 650 weiteren Arten zählt die Nachtkerze, auch Rapontika genannt, zu der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Hierzu zählen weitere namenhafte Zierpflanzen wie beispielsweise das Weidenröschen, Fuchsien oder das große Hexenkraut.
Ursprünglich stammt die Nachtkerze aus Nordamerika und ist erst im 17. Jahrhundert nach Europa gelangt, wo sie nun auch als Neophyt verwildert vorkommt.
Botanik
Es handelt sich hierbei um eine krautige, zweijährige Pflanze, deren Stängel im zweiten Jahr bis zu zwei Meter hoch werden kann. Die grünen Blätter sind lang und schmal und sie bildet große tiefgelbe Büten aus, die sich kranzförmig in den Achseln der oberen Blätter bilden und von Juni bis Oktober aufblühen. Ab August reifen dann auch die kleinen, schwarzen Samen heran aus denen das Nachtkerzenöl hergestellt werden kann. Dieses wird sehr geschätzt, da es einen hohen Anteil an Gamma-Linolensäure aufweist, eine ungesättigte Fettsäure. Die Nachtkerze kann bis zu 20.000 Samen bilden. Das erklärt auch, warum sie sich so schnell ausbreiten kann. So ist sie mitunter auf Böschungen, an Straßenrändern, Bahndämmen und auf Brachen zu finden.
Die Pflanze bildet weiterhin eine bis zu 20 Zentimeter lange rübenartige Wurzel. Im ersten Jahr wird diese am besten im Herbst, im zweiten Jahr im Frühjahr geerntet. Im darauffolgenden Sommer verholzt die Wurzel und wird damit ungenießbar. Die Blätter können auch geerntet und als Gemüse verwendet werden. Dann sollten sie am besten vor der ersten Blüte geerntet werden. Sie können in Grundblätter und Stängelblätter unterschieden werden. Im ersten Lebensjahr bildet die Nachkerze ovalförmige Grundblätter aus, die meist am Boden liegen und rosettenförmig angeordnet sind. Im zweiten Jahr erwächst daraus der lange Blütenstängel an welchem sich schmalere Stängelblätter bilden.
Verwendung der Nachtkerze
Der Nutzen als Wurzelgemüse ist lange in Vergessenheit geraten. Der Geschmack der Nachtkerzenwurzel ist herzhaft süß und erinnert aufgrund ihres leicht rosafarbenen Erscheinungsbilds beim Garen sowie ihres fleischigen Aromas ein wenig an Schinken, weshalb sie auch Schinkenwurz genannt wird. Sie fügt sich sowohl in gebratener Form als auch als geraspelte Rohkost gut in die Gemüseküche ein. Die Zubereitung ist ähnlich wie bei Schwarzwurzeln. Um ein Verfärben zu verhindern kann sie in Zitronenwasser eingelegt werden. Sie schmeckt gebacken, gebraten, frittiert oder in Salaten, Aufläufen oder Suppen.
Die Blätter erinnern vom Geschmack her an Mangold und können sowohl als Gemüse zubereitet oder in der roh als Salatzutat verwendet werden. Die Blüten können sowohl als hübsche Dekoration von Suppen, Salaten oder Desserts herhalten oder zur Verfeinerung von Kräuterbutter oder Kräuterquark genutzt werden. Sie können auch getrocknet als Tee aufgebrüht werden, z.B. in Kobination mit Zitronenmelisse oder Minze.
Nachtkerzenöl wird insbesondere in der Naturheilkunde beispielsweise bei Neurodermitis eingenommen. Außerdem soll es bei Asthma, Heuschnupfen, Bluthochdruck, Migräne und Rheuma helfen. Es gibt allerdings noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit in diesen Bereichen.
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